Workshopzusammenfassung „Partizipation durch Selbstvertretung“ der Koordinierungsstelle der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen

(siehe auch hier: https://www.zbs-niedersachsen.de/dr-carola-reimann-hilfen-fuer-wohnungslose-werden-verstaerkt/)

Partizipation durch Selbstvertretung, so lautete das Motto des Workshops der Koordinierungsstelle der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen auf dem Fachtag „Die Würde von wohnungslosen Menschen“. Ziel und Aufgabe dieses Workshops war es, Erwartungen an und Ideen für eine gelingende Umsetzung von Partizipation zu sammeln. Schnell wurde klar, dass neben Thesen und Forde2020 Doku Workshop Partizipation1rungen auch eine Beschreibung der momentanen Situation nicht außen vor bleiben konnte.

Thematisiert wurde die gesellschaftliche Stigmatisierung ebenso wie die mitunter fehlende Bereitschaft der Fachkräfte der Sozialen Arbeit, Machtungleichgewichte zu hinterfragen und sich auf die Lebensweltexpertise von Betroffenen einzulassen. 
 
Bei der Frage nach den notwendigen Veränderungen zur Ermöglichung wirksamer Beteiligungsmöglichkeiten wurde herausgearbeitet, dass auf persönlicher wie auch institutioneller Ebene sowohl Hemmnisse identifiziert und abgebaut als auch Voraussetzungen geschaffen werden müssen. Einschätzungen und Problemlösungsstrategien von wohnungslosen Menschen bleiben noch zu oft bei Entscheidungs- und Planungsprozessen unberücksichtigt, obwohl hierdurch andere und innovative oder auch unorthodoxe (die tradierten Macht- und Hierarchieverhältnisse hinterfragende) Impulse eingebracht werden können. In dem Workshop und im Verlauf des Fachtags wurde sehr deutlich, dass (ehemals) wohnungslose Menschen selbstbewusst Anliegen vertreten und gemeinsame Lösungen für ihre eigenen Probleme finden. Und dies nicht nur im eigenen Interesse, denn drohende Wohnungslosigkeit ist als Folge der Mietenentwicklung und Priorisierung von Gewinnen vor Existenzsicherungen als Thema in der sogenannten Mitte der Gesellschaft angekommen.

Die Forderung nach mehr Partizipation in der Wohnungslosenhilfe beinhaltet die essentiellen Fragen, wie Koproduktion im Kontext sozialer Dienstleistungen gefördert wird und wie die Folgen einer gesamtwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung (ungenügender sozialer Wohnungsbau und exponentiell steigende Mieten auf der einen Seite, prekäre Beschäftigungsverhältnisse und Arbeitsverdichtung auf der anderen Seite) nicht an den Symptomträgern (diejenigen, die als erste ihre Wohnungen verlieren) kuriert, sondern die Krankheitsursachen behoben werden können.

2020 Doku Workshop Partizipation2Wünschenswert wäre eine Abkehr von der Überzeugung, dass immer der Mensch ohne Wohnung die Ursachen für die Wohnungslosigkeit in sich trägt. Das mag in x Prozent zu treffen, es können aber auch nicht in der Person begründete Faktoren zu dem Verlust der Wohnung oder einer in finanzieller Sicht gescheiterten Existenz führen. Dieses in der Lebenswirklichkeit an der Basis gesammelte Wissen, das von dem Ringen mit vermeintlich unumgänglichen Gegebenheiten weiß und unmittelbar in Koproduktion mit Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern zu einem Hinarbeiten auf erträglichere Bedingungen führen könnte, wird bislang noch ungenügend aufgegriffen. Wohlfahrtsverbände und andere Sozialakteure würden sehr profitieren von dem Wissen, welches Expertinnen und Experten in eigener Sache einzubringen vermögen, so die selbstbewusste Botschaft aus dem Workshop.

Und sobald als gemeinsames Ziel Verbesserung der Verteilungspolitik und reale Verbesserung der Lebenswirklichkeit durch und im Hinblick auf Partizipation definiert ist, muss sich der kritische Blick von Sozialakteuren weg von der Fokussierung auf Mängel an armen oder wohnungslosen Menschen auf die Frage richten, ob nur bestimmte Menschen ein Recht auf Wohnen, auf Teilhabe, auf Definitionshoheiten haben.

Einige der Teilnehmenden berichteten von vereinzelten Projekten und Projektideen. Ziel ist es, ausgehend von diesem Workshop und weiteren Veranstaltungen die Konzeptideen und Projekte der aktiven Akteure zu begleiten, wesentliche Gelingensfaktoren des gemeinsamen Entwicklungsprozesses zusammenzutragen und somit zu einer Weiterentwicklung der Wohnungslosenhilfe beizutragen. 

2020 Doku Workshop Partizipation3Alles in allem, so ein Teilnehmer zusammenfassend, stellt Partizipation ein Gefüge von vier wesentlichen Faktoren dar: Glaube, Erfolg, Vertrauen und Spaß. 

Koordinierungsstelle der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen
Stiftung Bethel - Freistatt
Seminar- und Tagungshaus Wegwende
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D - 27259 Freistatt
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Tel.: +49 (0)5448 – 88555

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