Bericht von der Touristikmesse in Bad Salzuflen (10.-12.Januar 2020)
“Wohin du auch gehst, gehe mit ganzem Herzen” …...dies ist ein geflügeltes Wort von Konfuzius und Anlass einen Infostand mit vier Vertretern der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen in Bad Salzuflen auf der Touristikmesse zu beschicken um mit ganzem Herzen dabei zu sein.
Bei dem Betreten der Messehalle empfängt den Besucher ein vielfältiges Stimmengewirr. Der Infostand der SWM befand sich am Rande der Halle. Von unserem Stand gegenüberliegend standen dicke, fette Reisecaravans. Schleppend entwickelte sich die Bereitschaft der Besucher mit uns ins Gespräch zu kommen.
Ein älteres Ehepaares, den Blick auf den Text unseres Standes gerichtet blieb stehen und beschäftigte sich mit der Aussage der Selbstvertretung. Überrascht, wohnungslose oder ehemals wohnungslose Menschen auf einer Touristikmesse vorzufinden kamen sie dann mit uns in das Gespräch. Bemerkenswert ihre Aussage: “Nicht nach dem Äußeren werten, sondern den Menschen so anzunehmen wie er ist” ließen christliche Aspekte vermuten.
Nicht nur positive Aussagen, sondern auch Vorurteile kamen bei den Dialogen zur Sprache.
Ein älterer Messebesucher stellte sich als ehemaliger Berufssoldat vor. Er sei “Zwölfender” gewesen sagte er nicht ohne Stolz. Mit Nachdruck erklärte er, dass aus allen Jugendlichen, die in Freistatt gewesen sind und dort erzogen wurden, etwas geworden sei. Sie haben gelernt ihren Mann im Leben zu stehen.
[Foto links: Spargelkönigin Astrid Unger vom
Landhotel Baumanns Hof neben Dirk Dymarski]
“Wie richtet man eine Postadresse für einen jungen Mann ohne Wohnung ein” so die Frage einer Messebesucherin.
Eine Mutter bat uns um Hilfe für ihren 30jährigen Sohn. Wir konnten ihr den Rat geben den Sohn sich selbst zu überlassen bis er von selbst Hilfe sucht.
Einige Gespräche verliefen auch so, dass wir um Rat gefragt wurden wie man als Außenstehender betroffenen Menschen helfen kann. Vor allem bei Jugendlichen die abrupt ohne Absprache von zu Hause weggingen und seitdem „Couchsurfen”. Wir verwiesen in erster Linie auf die örtliche Wohnungslosenhilfe. Wir berichteten von unseren jährlichen Wohnungslosentreffen und luden ein.
Nachdem sich eine gut gekleidete Frau schlau gemacht hatte sagte sie “Es geht mir gut ich kann etwas abgeben” und versenkte 20 Euro in der Spendenbox der Selbstvertretung.
So gab es auch immer wieder Neugierige die mit dem Begriff Selbstvertretung wohnungsloser Menschen nichts anfangen konnten. Hier konnten wir Nachhilfe geben und verschiedene Vorurteile gegenüber Wohnungslosen abbauen.
[Foto links: Ines Spiler, Projektleiterin der Messe Bad Salzuflen, Dirk (Freistatt), Corinna (Pforzheim) und Werner (Berlin) von der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen]
Im Gespräch an unserem Infostand freuten sich die Gesprächspartner mit uns dass wir es geschafft haben einen Mietvertrag zu haben. Wir wurden spontan in den Arm genommen.
Von Messeauftritt zu Messeauftritt verfestigt sich die Meinung dass sich gute Möglichkeiten ergeben mit Menschen in das Gespräch zu kommen um Vorurteile abzubauen und schrittweise zur Veränderung einer toleranten und menschlichen Gesellschaft beizutragen.
Corinna Lenhart
Werner Franke