Ein Logo für die Menschenrechte - Quelle: WikiCommonsNach organisatorischen Problemen konnte der Workshop "Obdachlosigkeit" am 23.07.2019 um 20.00 Uhr in Herzogsägmühle endlich stattfinden.
Eine kleine Gruppe hatte sich im Festsaal, Rainer Endisch Saal, getroffen, um am Workshop "Obdachlosigkeit" teilzunehmen.
Regina und Dietlind bereiteten den Workshop vor und moderierten ihn.
Das Wohnungslosenparlament Berlin und der Vagabundenkongress 2020 im August in Berlin wurden kurz vorgestellt und bekanntgemacht.

Es entwickelte sich sofort eine lebhafte Debatte als die Maslowsche Bedürfnispyramide vorgestellt wurde als Idealzustand für menschliches Leben.
Fragen wie:

  • Wer war Ibrahim Herold Maslow?
  • Warum sollte die Maslow'sche Bedürfnispyramide die Vorlage für die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte sein?
  • Warum kommen in der Maslow'schen Bedürfnispyramide Geld und Macht nicht vor?
  • Werden Menschenrechte in der BRD eingehalten?
  • Warum gibt es Obdachlosigkeit?
  • Warum ist unsere eigene Wertschätzung unserer Lebensarbeit so wichtig?
  • Gibt es Unterschiede in der Auffassung und Definition von Arbeit bei Mann und Frau?
  • Was ist Arbeit?
  • Ist Arbeit Leben oder Gelderwerb?
  • Warum ist für die meisten Männer Einkommen so wichtig.
  • Was bedeutet für Frauen Arbeit?
  • Warum gibt es für Geburten und Kindererziehung kein Einkommen?
  • Wie wirken sich Geburten und Kindererziehung sowie die Pflege von Familienangehörigen im Leben aus?
  • Was passiert mit Frauen, die nur ein geringes oder gar kein Einkommen haben?

Dazu berichtete Regina aus Wien über Zustände und Ausgrenzungen von Frauen, die keinerlei Rechte haben. Die Abhängigkeit zum Geld bedeutet Rechtlosigkeit in der Gesellschaft und in der Beziehung. Nur wenige Frauen verfügen über ein ausreichendes Einkommen.

Schon jetzt sind 40 % aller Obdachlosen in Wien Frauen. Die Zahl steigt dramatisch, weil im letzten Jahr starke Kürzungen im Arbeitslosengeld erfolgten und ab Januar diesen Jahres erhalten Bezieher/innen der Mindestsicherung 300 bis 400 Euro weniger.
Der Protest dagegen gehört auf die Straße.
Donnerstagsdemos in Wien.
Forderungen wie "Housing for all" sollte das EU-Parlament beschäftigen. Karin Zauner aus Wien sammelt Unterschriften, um im EU-Parlament Forderungen der Frauen auf bezahlbare Wohnungen durchzusetzen. Sie braucht 1 Million Unterschriften.
Unterschreibt auf der Seite Housing for all!!!
Dafür setzen sich Frauen in Wien ein.
Regina Amer ist die Vorsitzende von HOPE Österreich und organisiert die Donnerstagsdemos.
In Herzogsägmühle waren alle Beteiligten für einen weltweiten Protest gegen die Verweigerung von Menschenrechten.

Grundsätzlich beantworteten alle Beteiligten die Frage: "Warum gibt es Obdachlosigkeit?", mit der Verweigerung von Menschenrechten.
Die Fragen: Ist Arbeit Leben oder Gelderwerb war die spannenste Diskussion, die für das Bewusstsein und die Motivation Obdachlosigkeit zu beseitigen notwendig ist. Alle Beteiligten diskutierten noch nach Beendigung des Workshops.
Dietlind hatte eine Diskussion mit Volker aus Hamburg zu rechtlichen Fragen zum Bestehen der BRD.
Diese Diskussion inspirierte sie die Willkür bei der Beantragung und Bewilligung von Tagessätzen für Obdach- und Wohnungslose zum Anlass für eine einstweilige Anordnung zum Bundesverfassungsgericht zu thematisieren und zum Vorschlag, dass die Selbstvertretung der Wohnungslosen jedes Jahr einen Bericht zur UN verfassen sollte zur wirklichen Lage der Wohnungs- und Obdachlosen, zur Einhaltung der Menschenrechte, über die Organisation "HOPE", weil Wohnungs- und Obdachlosigkeit weltweit die Verweigerung von Menschenrechten offenbart und HOPE zu diesem Thema vor der UN eine Stimme haben sollte.

Regina und Dietlind

von Jan Pisar

„Da kann man nichts machen, ist der gottloseste aller Sätze.“
Dorothee Sölle (evangelische Theologin und Dichterin † 2003)

2019 wlt plakatSonntag 21. Juli 2019 kurz vor halb zehn Vormittag. Im Schongau steige ich vom Flixbus aus. Ich bin in Bayern und ich will erstmals am Wohnungslosentreffen teilnehmen. Das Treffen findet im nahen Ort Hezogsägmühle statt und dauert eine Woche.

Vor 125 Jahren wurde in Herzogsägmühle eine Arbeiterkolonie für heimat- und wohnungslose Männer eingerichtet. Heute wird sie vom Verein „Innere Mission München“ der Diakonie in München und Oberbayern getragen. Derzeit stellt sich Herzogsägmühle als Ort der Hilfe, Ort zum Leben und auch Ort der Diakonie vor. Das bedeutet individuelle Begleitung der Hilfeberechtigten in Bereich Entwicklung der Persönlichkeit bei Behinderung, Obdachlosigkeit, Suchterkrankung, Arbeitslosigkeit, Alter Pflege u.v.m. Dazu gehören nicht nur Beratungsdienste, Tagesstätten, Therapieanstalten, Arbeitsmöglichkeiten oder Wohnungen, sondern auch Schul- und Ausbildungsplätze. Wer durch Herzogsägmühle Unterstützung erfährt, ist darauf angewiesen, als gleichwertige Mitbürgerin und als gleichwertiger Mitbürger geachtet zu werden.

Ich habe anfangs gedacht, dass es handelt sich nur um ein Spektakel, wie z.B. verschiedene Armutskonferenzen, wo zeigt man der Welt Interesse mit Problem zu befassen, aber keine konkreten greifbaren Ergebnisse rauskommen. Der Verlauf der Veranstaltung hat mich aber vom Gegenteil überzeugt.

Schließlich waren wir am Wohnungslosentreffen circa hundert Teilnehmer_innen. Die meisten aus Deutschland, aber es kamen auch Leute aus Dänemark, Österreich, Ungarn und noch eine junge Frau aus Peru.

Von wohnungslosen Menschen erstellt. Das Programm des ganzen Wohnungslosentreffen war umfangreich und von den wohnungslosen Menschen selbst erstellt. Es wurden Workshops zu verschiedenen Themen angeboten, in denen wir uns in ungezwungener Atmosphäre austauschen und nach Lösungen suchen konnten. Das Wohnungslosentreffen 2019 ist das insgesamt vierte Treffen, das erstmalig in Herzogsägmühle in Bayern stattfand.
Die Dänen stellten Initiative HOPE vor. HOPE – (Hoffnung) Homeless People in Europe (www.homelessineurope.eu) ist eine gemeinnützige NGO. Diese Netzwerkorganisation hat das Ziel, für Menschen ohne Obdach und gegen Obdachlosigkeit in Europa tätig zu sein. HOPE wird sich an der Europäischen Bürgerinitiative „Housing For All“ (www.hosingforall.eu) beteiligen und ruft alle mit HOPE verbundenen Gruppen dazu auf, das ebenfalls zu tun. Eine weitere Forderung der Organisation ist, dass in allen europäischen Ländern eine Wohnungslosenbericht erfolgt und diese Erhebung soll mit vergleichbaren Methoden und Kriterien durchgeführt werden.

Die ungarischen Teilnehmer interessierten sich am meisten für diese Initiative. Alle sind Verkäufer_innen der Zeitung Fedél Nélkül (Ohne Obdach) aus Budapest.
Regina aus Österreich nahm meistens an der Arbeitsgruppe Teil, die sich der Problematik der wohnungslosen Frauen widmete. „So lange Frauen wesentlich weniger verdienen, werden immer mehr Frauen und Mütter Probleme haben, angemessenen Wohnraum für sich und ihre Kinder zu finanzieren. Trennung oder Tod des Partners führen verstärkt zu Verarmung und Wohnungsverlust.“ schrieb man in die gemeinsame Abschlusserklärung.
Frieden ist Folge der Gerechtigkeit. „Suche Frieden und jage ihm nach!“ Dieser biblische Text aus Psalm 34 war Grundlage für Bibelarbeit, an der ich selbst teilnahm. „Frieden ist Folge der Gerechtigkeit und das kann man nicht auseinandertrennen.“ Unter anderen auch diese Worte wurden bei der Auseinandersetzung mit der Bibel ausgesprochen.

Vorbeugen ist besser als heilen, und auch billiger. Das gilt auch für Obdachlosigkeit. Das war Thema der Arbeitsgruppe mit dem Arbeitstitel „Aktionen und Kampagnen wohnungsloser Menschen“. Allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen waren anzumerken, dass wohnungslose Menschen sich an der Lösung von Problemen mit Obdach- und Wohnungslosigkeit gerne beteiligen.

2019 wlt pressegespraech„Alles verändert sich, wenn wir es verändern!“ das ist das Leitmotiv des ganzen Treffens. Selbstvertretung: wohnungslose Menschen können mit eigener Stimme sprechen. Das heißt mit uns, anstatt über uns reden. Es geht auch darum, die eigenen Bürgerrechte wahrzunehmen. Dazu gibt es in Deutschland eine Koordinierungsstelle in Freistatt (Niedersachsen). Diese Plattform engagiert sich füreinander und miteinander. Was soll nach diesem Treffen folgen? Aufbau von regionalen Gruppen, die Sichtung möglicher Rechtsformen sowie Austausch, Vernetzung und die Planung gemeinsamer Aktionen. Ganz schöne Internetseiten über sämtliches Werk dieser Interessengruppe befinden sich unter www.wohnungslosentreffen.de. Ich finde diese Initiativen als ein nachahmenswertes Beispiel, denn nicht nur im Deutschland müssen Leute gegen Armut, Ausgrenzung, Missbrauch, Entrechtung oder Wohnungslosigkeit kämpfen.“

Auch die Unterhaltung kam nicht zu kurz. Musikgruppen, Dokumentarfilme, eine Grillparty mit dem ganzen Dorf, Vortrag mit Diapositiven oder Theater – jeden Tag stand etwas auf dem Programm. Auch Speise und Getränke waren auf sehr gehobenem Niveau. Mein Dankeschön. Das Wetter war schön. Nur bei unserer Abreise regnete es. Sicher auch den Himmeln tut es leid, dass diese wohlgeratene Veranstaltung schon zu Ende ist.

(Augustin – Erste österreichische Boulevardzeitung, Nummer 488, 28. 8. – 10. 9. 2019 Seite 39)

 

Zum Wochenende fand eine Pressekonferenz zum Wohnungslosentreffen Herzogsägmühle 2019 statt, das in der Tradition der ersten drei Wohnungslosentreffen in Freistatt steht.

Dazu hatte Stefan Schneider mit dem Organisationsteam des Projekts Wohnungslosentreffen eingeladen und eine mit den mehr als 100 Teilnehmenden des Treffens erarbeitete Abschlusserklärung erstellt.

Lutz Schmidt aus Herzogsägmühle begrüsste alle Gäste und Teilnehmende der Runde. Dieses Jahr seien Teilnehmende aus fast allen deutschen Bundesländern und aus vier EU-Staaten (Österreich, Finnland, Dänemark und Ungarn) in Herzogsägmühle zum vierten Wohnungslosentreffen zusammengekommen, das als Teil der Feierlichkeiten des Jubiläums 125 Jahre Herzogsägmühle der Inneren Mission München - Diakonie in München und Oberbayern e. V. stattfand.

Arbeitsschwerpunkte

Zunächst sellte jeweils ein Teilnehmer jeder thematischen Arbeitsgruppe eine kurze Zusammenfassung ihrer Arbeit vor, um die drängenden Probleme wohnungsloser Menschen zu verdeutlichen.

Dabei wurden folgende Themen behandelt (Sprecher*in):

  • „Gegen Ausgrenzung“  (Hanne-Lore, Hannover)
  • „Gegen Verdrängung und Vertreibung“  (Lucius)
  • „Regionale Gruppen “  (Werner, Berlin)
  • „Wohnraum für Alle “  (Ilse, Köln)
  • „Selbstbestimmte Wohnformen“  (Luigi, Leipzig)
  • „Wohnungslosenberichtserstattung“  (Michael, Brandenburg)
  • „Europäisches Netzwerk HOPE“  (Jürgen S.)
  • „Wohnungslose Frauen“  (Regina, Wien, AT)
  • „Gesundheitsfürsorge ausbauen“  (Karsten, Mainz)
  • „Digitale Teilhabe“  (Hannes, Freiststt)
  • „Unsere Konfliktbereitschaft“  (Lutz, Herzogsägmühle)

Ausblick Wohnungslosentreffen 2020

Hanne-Lore beendete diese Übersicht mit einer Danksagung an die Wohnungslosenhilfe Herzogsägmühle der Diakonie Oberbayern, an die Gemeinde Herzogsägmühle mit allen beteiligten Bürger*innen und Gruppen und besonders an alle Helfenden des Wohnungslosentreffens. Weiterer Dank ging an alle unterstützenden Organisationen.

Zuletzt lud sie zum geplanten Wohnungslosentreffen 2020 ein, das dann rund um das Begegnungs- und Freizeitzentrum Eckardtsheim in Bielefeld-Sennestadt stattfinden soll. „Alle vorbeikommen!“ war ihr Aufruf zu diesen Treffen, um die besondere Gemeinschaft der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen (SWM) erneut zu erleben.

Fragerunde

In der anschließenden Fragerunde kam zunächst das Fünf-Punkte Programm (2018) des vorjährigen Wohnungslosentreffens zur Sprache. Die Themenvielfalt habe sich innerhalb der SWM also deutlich erhöht.

Frank Kruse (Bereichsleiter der Wohnungslosenhilfe Freistatt) erläuterte dann kurz den Standort Bielefeld Eckardtsheim, eine Ortschaft mit etwa 3.500 Einwohnern, die aus der ehemaligen Arbeiterkolonie Gut Wilhelmsdorf hervorgegangen ist. Träger der Einrichtungen ist dort Bethel.regional, das zu den von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel gehört.

Zur Frage nach Prioritäten unter den Arbeitsthemen standen „Wohnraum“ und „Gesundheit“ an erster Stelle. Damit verbunden sei das Thema „Recht auf Wohnen“, das (als unglückliche Übersetzung aus dem Englischen) besser „Recht auf eine eigene bezahlbare Wohnung“ heißen müsste! Die Tendenz zu unbezahlbarem Wohnraum „en masse“ bei gleichzeitig wachsenden Problemen, bezahlbare Wohnungen in passender Größe zu finden, werde immer mehr zum Problem.

Wohnraum-Probleme seien oft verbunden mit unzureichender Unterstützung durch das Jobcenter, z. Bsp. das oft schwierige Abstotternvon Mietkautionen und zu viele Angebote mit schlechter Wohnsubstanz.

Besondere Probleme treten auch bei armen Menschen mit Kindern auf, die eine neue Wohnung suchen. Hierzu kam die Frage auf, wie das mit dem im Grundgesetz verankertem besonderem Schutz von Kindern“ vereinbar sei?

Regina aus Österreich brachte dann die Pläne der österreichischen Regierung zur Sprache, Zahlungen an Flüchtlinge drastisch zu kürzen, die dadurch sehr traurige Zukunftsaussichten hätten.

Durch wohnungs- und obdachlose Menschen sei eine wachsende Überlastung der Wohnungslosenunterkünfte zu beobachten, berichtete Olaf mit Blick auf Bremen. Wohnungslose als rechtlose und vergessene Randgruppe müssten endlich zahlenmäßig korrekt erfasst werden als Planungsgrundlage angemessener Hilfen und Angebote.

Michael S. forderte dazu mehr Einbeziehung betroffener Menschen – wie z. Bsp. aus der SWM – auf allen Ebenen der Politik:
Wir wollen uns mehr beteiligen! – Fragt uns!

Lucius forderte dazu auch auf, mehr mit den betroffenen Menschen zu reden, und nicht über die Menschen.

Fazit

Abschließend dankte Lutz allen Mitwirkenden und Teilnehmenden besonders auch für die gute Zusammenarbeit und sagte als Mitorganisator:

Es hat Spaß gemacht!

Er könne feststellen: Mission erfüllt!

Frank Kruse ergriff zuletzt das Wort: Er habe mit den vorigen drei Treffen die Erfahrung gemacht, dass solch ein Treffen jedes mal eine neue Herausforderung für alle sei. Nach zwei Besuchen auf den Treffen in Freistatt habe das gesamte Herzogsägmühler Team das Niveau noch einmal hochgeschraubt.

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Bei der Pressekonferenz am 26. Juli 2019 im Rainer-Endisch-Saal, Herzogsägmühle

 
 

Doris aus Esslingen in Baden-Württemberg erzählte über ihre Versuche die letzten drei Jahre Wohnraum für alleinstehende Frauen zu erschließen. 

Doris ist seit über 30 Jahren als Sozialarbeiterin tätig und arbeitet seit Ende 2014 bei der „Heimstatt Esslingen“. Diese verfügt über 80 Wohnungen im Kreis Esslingen.

Der Landkreis Esslingen und die Evangelische Gemeinschaft haben im Rahmen des „Europäischen Hilfsfonds für besonders von Armut Betroffene“ (EHAP) eine Erhebung in den Notübernachtungen durchgeführt, an der auch Doris beteiligt war.

Es wurde festgestellt, dass in den Notunterkünften einzelne Frauen neben Frauen mit Familien leben, die verschiedene Bedürfnisse haben, aber alle dringend eigenen Wohnraum benötigen.

Zum Beispiel eine alleinerziehende Frau mit 17-jähriger Tochter, die in gemischter Unterkunft lebte. Sie war aus einer Gewaltbeziehung geflüchtet, arbeitete als Putzkraft und putzte für die übrigen (männlichen) Bewohner der Unterkunft. Sie hielt ihre Situation gegenüber anderen Eltern aus der Klasse ihrer Tochter geheim, weil sie sich dafür schämte, in einer Notunterkunft zu leben.

Ein generelles Problem war und ist, das die Frauenhäuser verstopft“ sind, da dort wohnende Frauen mittlerweile nicht mehr ausziehen können, da sie keine neue Wohnung bekommen.

In den Medien taucht immer wieder das Thema auf, dass viele ältere Frauen in Wohnungen leben, die zu teuer für sie geworden sind. Häufig war der Mann verstorben und seine Beteiligung an der Miete und der Hausarbeit fiel damit weg.

Die Idee von Doris war es, diese älteren Frauen mit jüngeren Frauen zusammen zu bringen, um sich gegenseitig zu unterstützen, also zusammen zu wohnen. Der Flyer dazu trug den Titel „Wohnraum teilen – Vorteile für beide. Ein Wohnprojekt für Frauen“.

Leider klappte die Idee nicht gleich, u. a. auch weil die Vermieter*innen häufig keine Untermietverhältnisse zulassen wollten. Außerdem bestand teilweise eine Konkurrenz zu Studentinnen, die schneller die Miete zahlen konnten als das Amt es regeln konnte.

Es wurde ein zweites Projekt gestartet, das nur einzelne Mietwohnungen für Frauen suchte. Der Flyer trug den Titel „Ein Zuhause geben. Ein Wohnprojekt für Frauen“.

Hier fielen die Ergebnisse eher gemischt aus: Doris konnte in drei Jahren zwar sechs Wohnungen an bedürftige Frauen vermitteln, ihre Warteliste umfasste aber 64 Wohnungssuchende Frauen.

Die Referentin schilderte dann noch das „Raumteilerprojekt“ in Konstanz als Vorbild („Konstanz 84“). Ein gut vernetzter Beauftragter wirbt dabei z. Bsp. in Vereinen, um neue Wohnungen und Zimmer. Daneben wird dort auch Hilfestellung bei Ämtern zum Erhalt eigener Wohnungen angeboten.

Homepage: www.heimstatt-esslingen.de

 
 

Bei einem Treffen der Gruppe Öffentlichkeitsarbeit wurden Ziele, Methoden und erwünschte Ergebnisse ihrer Arbeit beim Wohnungslosentreffen Herzogsägmühle 2019 vorgestellt.

Dazu hat uns David aus Leipzig Fotos von drei Flipcharts übersandt:

Öffentlichkeitsarbeit 1: Ziele
Öffentlichkeitsarbeit 1: Ziele

Öffentlichkeitsarbeit 2: Methoden
Öffentlichkeitsarbeit 2: Methoden

Öffentlichkeitsarbeit 3: Erwünschte Ergebnisse
Öffentlichkeitsarbeit 3: Erwünschte Ergebnisse

 

(Montag, 22. Juli 2019 – Erster Arbeitstag, 15:00 bis 16:30 Uhr)

Susanne Gerull, Professorin an der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin, stellte auf dem Wohnungslosentreffen Herzogsägmühle 2019 ihre gleichnamige Studie im Rahmen eines Workshops vor.

Die Studie basiert auf ihrer teilnehmenden Beobachtung von Hausversammlungen von Wohnungslosenwohnheimen und Workshops mit Wohnungslosen und Sozialarbeiter*innen zum Thema Beteiligung. Sie stellte dabei ein große Distanz im Bereich Partizipation zwischen Wohnungslosen und Professionellen fest.

Es wurden von der Referentin mehrere Beispiel dem Publikum präsentiert. In den Fallbeispielen, die realen Beobachtungen entstammten, wurde gezeigt dass die Professionellen, also die Sozialarbeiter*innen etc., wenig Interesse an Beteiligung haben. Diese findet zum Beispiel eher als eine Simulation statt. Wenn beispielsweise bei der Wahl zum Bewohnerbeirat im Männerwohnheim nur der Wunschkandidat antritt und auf Drängen der Sozialarbeiterin formal mit nur einer Stimme gewählt wird.
Eine demokratische Teilhabe wird auf unterschiedliche Art abgewehrt: Durch Infragestellung des Mandats bei den Betroffenen-Initiativen, durch Demokratie-Simulation statt echter Demokratie oder durch schlichte Nicht-Beteiligung, z.B. bei Personalentscheidungen.

Es wurde in der Diskussion der Begriff der „soziale Anwaltschaft“ kritisiert, obwohl der Begriff der Anwaltschaft früher gegenüber dem Begriff der „Fürsorge“ ein Fortschritt gewesen ist.

Die Referentin stellte dabei auch die in der Sozialwissenschaft oft verwendete neunstufige Partizipationsleiter vor, mit der die Formen der Partizipation nach Qualität eingestuft werden.
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Am Ende wurden Vorschläge zum Thema „Was tun?“ bzw. wie man echte Beteiligung umsetzen kann, gesammelt:

  • Nicht von „Leitlinien“ sprechen, die sowieso nicht umgesetzt werden
  • Hausordnung bzw. Regeln, die „Einklagbar“ sind und mit den Bewohnenden festlegt werden
  • Aufklären über Rechte
  • Menschenrechte achten
  • Untereinander die Wahrheit sagen
  • Keine „Pathologisierung“ armer Menschen
  • Transparenz schaffen über Entscheidungen
  • Mieterrechte schaffen
  • Mehr Eigenengagement der Betroffenen
  • Fortbildung für Mitarbeitende, um zu Partizipation zu ermutigen
  • Recht auf Wohnen ins Grundgesetz
  • Von anderen Kämpfen lernen
  • Nicht alle über einen Kamm scheren
  • Mehr Ressourcen zur Verfügung stellen, gegebenenfalls umverteilen
  • Nicht nur Recht auf Wohnen, auch das Recht auf Umzug

Wir danken Susanne Gerull für ihren interessanten Workshop, der allen Teilnehmenden noch einmal verdeutlicht hat, dass das Thema „Mitwirken“ in der Wohnungslosenhilfe auch in Zukunft noch einiges Potential an Verbesserungen für betroffene Menschen bereithalten sollte. Wir denken, dass miteinander reden und handeln auf Augenhöhe dabei höchste Priorität haben sollte.


Nachtrag:

Susanne Gerull stellte dem Projekt Wohnungslosentreffen auch noch folgende Bilder und Notizen vom Workshop zur Veröffentlichung zur Verfügung:

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Susanne Gerull: Notizen „Was tun #1“

(1)

In einem Fachverband wird in einer Sitzung die Partizipation Betroffener diskutiert. Wie könnten bspw. Betroffenenvertretungen stärker in fachpolitische Positionen und Entscheidungen eingebunden werden? Einem Referenten eines großen Trägerverbandes platzt irgendwann der Kragen: „Moment, Moment! Wir können doch den Betroffeneninitiativen nicht das gleiche Stimmrecht zugestehen wie uns Wohlfahrtsverbänden, die Tausende von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vertreten! Wer hat die denn im Einzelnen mandatiert, wer hat die gewählt?“

(2)

Bewohner_innenvollversammlung in einer stationären Einrichtung. Auf der Tagesordnung steht die Neuwahl eines Bewohner_innenbeirats. Der moderierende Sozialarbeiter fragt, wer sich zur Wahl stellen möchte. Ein neuer Bewohner meldet sich und sagt, dass er das gern machen möchte. Bei der Abstimmung meldet sich niemand für ihn. Der Sozialarbeiter wendet sich an dessen Zimmernachbarn und sagt: „Willst du ihn nicht wählen? Ihr kommt doch gut miteinander aus!“ Beim zweiten Versuch der Wahl meldet sich der Zimmernachbar. Der Sozialarbeiter fragt, wer dagegen sei. Niemand meldet sich. Er sagt: „Prima, dann ist Herr Lanzer gewählt.“

(3)

 WG-Versammlung in einer Einrichtung nach §§ 67 ff. SGB XII. Einer der Bezugsbetreuer_innen erzählt, dass eine Stelle neu ausgeschrieben werden musste, weil eine Sozialarbeiterin den Träger verlässt. Bewerbungsgespräche fänden in drei Wochen statt. Die oder der Neue würde dann hoffentlich bald anfangen können. Eine WG-Bewohnerin sagt: „Da wäre ich gern dabei! So mal gucken, was die erzählen, wie die so drauf sind.“ Die drei anwesenden Sozialarbeiter_innen gucken sich an und fangen gleichzeitig an laut zu lachen.

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Susanne Gerull: Notizen „Was tun #2“

 

Erste Eindrücke von Hasso, einem Teilnehmer des Wohnungslosentreffens Herzogsägmühle 2019

Aus vielen deutschen Städten sind wohnungslos und ehemals wohnungslose Menschen hier nach Herzogsägmühle in Oberbayern gekommen.

Herzogsägmühle liegt im malerischen Pfaffenwinkel zwischen Peiting und Schongau im Landkreis Weilheim-Schongau.

Wir wurden hier recht herzlich aufgenommen!

Nach der Anmeldung gab es Kaffee und Kuchen und es gab Zeit sich untereinander kennen zu lernen. Von 18:00 bis 19:00 Uhr gab es dann Abendessen und um 20:00 Uhr gab es eine kleine Eröffnungsfeier.

Es verspricht eine interessante Woche bei zunehmend sommerlichem Wetter zu werden.

 
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