VORBEMERKUNG
Von Montag, 19.07.2021 bis Freitag, 23.07.2021 fand das bisher 6. Wohnungslosentreffen der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen erneut pandemiebedingt als Online-Konferenz unter dem Motto: Alle oder keiner! statt.
An dreiunddreißig einzelnen Veranstaltungen nahmen insgesamt 76 Menschen teil. Die Mehrzahl davon war wohnungslos oder ehemals wohnungslos bzw. von Wohnungsnot bedroht.
Die einzelnen Veranstaltungen waren durchschnittlich von etwa 20 Menschen besucht.
AKTUELLES
Hochwasserhilfe: Die Einrichtung für wohnungslose Menschen des CVJM in Hagen Westfalen ist durch das Hochwasser überschwemmt worden. Hier werden Menschen aus Selbstvertretung in den nächsten Tagen hinfahren, um tatkräftig bei den Aufräumarbeiten zu helfen. (weitere Auskünfte: Lucy)
POLITIK
Mangelnde Qualität der Wohnungslosenhilfe Mit Blick auf die gesamte Situation in Deutschland und auch in Europa müssen wir feststellen, dass die Qualität der Angebote für obdachlose und wohnungslose Menschen durchaus erheblich unterschiedlich ist und dass dies erhebliche Folgen hat: Angebote werden bewusst vermieden und Migrationsbewegungen werden dadurch ausgelöst. Ziel muss sein, dass überall menschenwürdige Angebote bereit gestellt werden, in denen auch eine Privatsphäre garantiert ist.
Menschenwürdige Angebote für besondere Gruppen, z.B. Menschen mit Kindern (auch außerhalb eines Haushaltes), multilokale Familien, usw. sind bereit zu stellen. Obdachlose und wohnungslose Menschen fordern Würde ein. Dies ist vielerorts nicht gewährleistet. (weitere Auskünfte: Regina/ Michael)
Zwangsräumungen: Jeden Tag werden Menschen auf die Straße zwangsgeräumt. Auf der Straße werden an allen Orten und zu allen Zeiten Platten und Schlafplätze obdachloser Menschen zwangsgeräumt, Eigentum wird zerstört und vernichtet, ohne dass das geahndet oder aber entschädigt würde. Alternativen werden oft nicht angeboten oder sind nicht akzeptabel weil würdelos.
EU will Obdachlosigkeit bis 2030 beenden. Im einer Diskussionsrunde mit PolitikerInnen aus Berlin, NRW und Niedersachsen wurde dargelegt, dass dieses Ziel möglich sein könnte. Aber es gab auch erhebliche Zweifel daran, ob der Wille ausreicht, das tatsächlich erreichen zu können. (weitere Auskünfte: Carsten)
Obdachlosenzählungen: Diskutiert wurde das Wohnungslosenberichterstattungsgesetz und diverse Vorhaben für Zählungen von obdachlosen Menschen: Die Zählungen werfen eine Reihe von Fragen auf und könnten verbessert werden, in Frage gestellt wird die Notwendigkeit der Zählungen, weil wichtige relevante Merkmal nicht erfasst werden können. Menschen, auch obdachlose, möchten sich nicht gerne zählen lassen. Die Bereitstellung von Wohnungen für wohnungslose Menschen kann auch ohne Zählung erfolgen angesichts des riesigen Bedarfs. (weitere Auskünfte: Michael)
Krankenversicherung: Viele wohnungslose Menschen haben, für sie überraschend, Schulden bei der Krankenkasse. Sie entstehen durch die automatische Umstellung zur freiwilligen Weiterversicherung in Zeiten des Lebens auf der Straße, in denen kein Tagessatz bezogen wird. Es wird die Pauschale an die Krankenkasse gezahlt, wenn der Leistungsbezieher seinen ersten Tagessatz im laufenden Monat abholt. Versichert ist er aber nur für den Bewilligungszeitraum. Bei Tagessätzen oft für 3 Tage. Bezieht er nicht ununterbrochen Tagessätze, entstehen Lücken in der gesetzlichen Pflichtversicherung über das ALG II, die dann zur beitragspflichtigen freiwilligen Versicherung führt. Weist der Versicherte nicht die Höhe seines Einkommens in dieser Zeit nach, wird er zum Höchstsatz eingestuft. Das sind derzeit 26 € pro Tag.
Hier ist nun eine neue Weisung der BA Arbeit in der Verbandsanhörung, mit der durch Verlängerung der Bewilligungszeit auf mindestens 1 Monat dieses Problem gelöst werden soll. Die Selbstvertretung hat die Gelegenheit, dazu eine eigene Stellungnahme einzureichen.
Der Workshop dazu wird am 29.07.2021 um 14:00 Uhr fortgesetzt. (weitere Auskünfte: Hartmut)
Digitale Teilhabe: Digitale Teilhabe ist ein wichtiges Thema: Dazu gehören Möglichkeiten, Geräte nachzuladen, Solarmodule zum Nachladen zu nutzen sowie individuelle Lösungen (Verfügung über Smartphones, Tablets, Laptops usw.) und auch Chancen, kostenfreie Schulungen an den Geräten und zur Computer- und Internetnutzung zu erhalten.
Das Projekt SIWO hat zwei APPs (Arbeitstitel: Stromer Max für Lademöglichkeiten und Schlaue Lise als Informationssystem) bezogen auf die Stadt Nürnberg vorgestellt, die zunächst als Prototypen entwickelt wurden. Mit den APPs sind eine Reihe von Fragen verbunden, etwa wer Zugriff auf die Daten hat. (weitere Auskünfte: Jürgen)
VERNETZUNG
Facharbeitsgemeinschaft Partizipation: In einem Workshop stellte sich die im Jahr 2020 gegründete Facharbeitsgemeinschaft Partizipation (=Beteiligung) der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. vor. Die BAGW hat sich dem Thema zugewandt und die Arbeit aufgenommen. Es wurde mit Skepsis aufgenommen, ob und mit welcher Intensität die Einrichtungen der BAGW den Gedanken der Beteiligung aufgreifen und umsetzen werden. Es wurde vereinbart, miteinander im Gespräch zu bleiben. (weitere Auskünfte: Renate/ Frank)
VEREINSANGELEGENHEITEN
Verein: Die Mitgliederversammlung des Vereins Selbstvertretung wohnungsloser Menschen e.V. am Mittwoch, 21.07.2021 kam wegen fehlender Beschlussfähigkeit nicht zustande. Es fehlten nur 2 Stimmen zur Beschlussfähigkeit. Die Vorstand hat eine erneute Mitgliederversammlung einberufen. Diese wird am Donnerstag, den 02.09.2021 in Freistatt stattfinden im Rahmen eines Treffen der Vereinsmitglieder, welches am Montag, den 30.08.2021 beginnt und am Freitag, den 03.09.2021 enden wird. (weitere Auskünfte: Uwe)
Arbeitstreffen in Vereinsmitglieder. Ein Treffen der Vereinsmitglieder, ist für den Zeitraum Montag, 30.08.2021 (Anreise) bis Freitag, 03.09.2021 in Freistatt geplant.
Theatergruppe: Der 1. öffentliche Auftritt der Theatergruppe der Selbstvertretung in Hannover,auf dem Festival Theaterformen am 11.07.2021 war ein großer Publikumserfolg. In einem eigenen Workshop wurde Aufführung nochmal nachbereitet und ausgewertet. Die Arbeit soll fortgeführt werden, weitere Auftritte sind in Planung. (weitere Auskünfte: Werner)
Frauennetzwerk: Das Treffen vom Frauennetzwerk diente dem Austausch über die Aktivitäten im laufenden und vergangen Jahr (weitere Auskünfte: Corinna)
Aufbau von Gruppen und Netzwerken: Der Aufbau von Gruppen gestaltet sich nicht einfach. In einer Bestandsaufnahme wurden die Erfahrungen mit dem Aufbau von Gruppen ausgetauscht. Verschiedene Aspekte wurden erfasst und besondere Schwierigkeiten (z.B. Einzelkämpfertum; Entfernungen; mangelnde Ressourcen, interne Konflikte, unklare Inhalte) benannt. Um interne Konflikte in Zukunft produktiver bearbeiten zu können, werden Mediatoren berufen. Diese werden sein: Michel Schmid, Michaela Hofmann, Luise Turowski. (weitere Auskünfte: Stefan)
Bibelarbeit und Andacht „Spuren im Sand“, Erinnerung an verstorbene Menschen der Selbstvertretung (weitere Auskünfte: Werner)
KULTUR
- Lesung Markus Ostermair: Der Sandler. Ein Roman über einen obdachlosen Menschen mit anschließender Diskussion
- Regina und Minoas veranstalteten eine Lesung ihrer Beiträge aus dem Buch: Solidarisch gegen Klassismus. Herausgearbeitet wurde in der Diskussion: Es führt kein Weg daran vorbei, dass auch arme und wohnungslose Menschen sich solidarisieren sollten.
- Konzert Tex Brasket: Live aus Berlin
- Konzert und Lesung mit August Priebe sowie Werner und Dr. Treznok
- Live Übertragung Sleep Out in Chemnitz
KAMPAGNEN
Tag der Wohnungslosen: Der 11.09. , das ist seit langem der Tag der Wohnungslosen. Es soll für den 11.09.2022 aufgerufen werden das jeder einen großen Aktionstag gestaltet, z.B. vom 10. auf den 11.09. ein SleepOut zu organisieren wie damals ende der 80iger der Anfang 90ger Jahre) und besonders am 11.09. mit Aktionen auf diese wichtige Problematik hinzuweisen. Alle sind willkommen, denen das Thema Wohnungslosigkeit am Herzen liegt. Wenigstens für ein paar Stunden sollten politische und inhaltliche Differenzen außen vor bleiben, da es um den wohnungslosen Menschen geht. (weitere Auskünfte: Jürgen)
Spendenkampagne: Die Selbstvertretung wird eine Spendenkampagne mit einem konkreten Spendenaufruf konzipieren und starten: Mit Spenden soll die Unterbringung obdachloser Menschen in einem eigenen Zimmer finanziert werden. Sobald genug Geld für 1 obdachlosen Menschen für 1 Monat zusammen gekommen ist, kann die Aktion umgesetzt und Schritt für Schritt weiter ausgebaut werden. Überlegt werden könnte auch, ob möglicherweise die Leistungen des JobCenter zur Unterbringung mit eingebracht werden können (weitere Auskünfte: Werner und Stefan)
Freistatt, 23.07.2021
weitere Auskünfte: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!