20191212 vorstandsmitglieder selbstvertretungAm 12 Dezember 2019 wurde in Freistatt die konstituierende öffentliche Vorstandssitzung des in Gründung befindlichen Vereins Selbstvertretung wohnungsloser Menschen e.V. abgehalten. Nach längerem Warten auf den Bescheid der Gemeinnützigkeit traf dieser am 4.Dezember ein.

Ein Bestandteil der Tagesordnung war die Erstellung einer Geschäftsordnung.Der Vorstand hatte gut vorgearbeitet so dass nach intensiver Diskussion diese einstimmig angenommen wurde.

Ein weiterer Schwerpunkt beinhaltete die Diskussion im Vorfeld über die Mitgliederanträge. Die Geschäftsordnung und die Annahme der Mitgliederanträge müssen von der Mitgliederversammlung bestätigt werden.

Der Vorstand wurde beauftragt ein Konto einzurichten um handlungsfähig zu sein. Der Verein hat beschlossen pro Quartal eine Vorstandssitzung durzuführen.In der Vorstandssitzung wurden Ziele definiert die die Selbstvertretung wohnungsloser Menschen e.V.vorwärts bringt und dazu beitragen die Wohnunglosigkeit abzubauen.Sie setzt sich dafür ein bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Unserem Slogan gemäß "Alles verändert sich wenn wir es verändern" gehen Vorstand und Mitglieder des Vereins motiviert an die Arbeit.

 Corinna (Pforzheim)

Frauen Power

„Wo stehe ich? Wo wollen wir hin? - Unsere Stimmen in der Selbstvertretung“

Einladung zu einer Tagung für wohnungslose und ehemals wohnungslose Frauen

Einladung Tagung Frauen-Power-Selbstvertretung-Januar-2020.pdf

Liebe Frauen im Netzwerk der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen,

Feminist Symbol - Quelle: WikiCommonsFrauen haben in der Gesellschaft häufig andere Aufgaben zu erfüllen als Männer. Von klein auf wird uns beigebracht, wie wir uns als Mädchen zu verhalten haben. Wir sollen zum Beispiel einfühlsam sein und mit Puppen spielen. Gleichzeitig wird Jungen beigebracht, dass sie als Männer stark und bestimmt sein sollen und dass es ‚männlich‘ ist, sich zu raufen oder sogar zu prügeln. So gibt es ganz bestimmte Vorstellungen in der Gesellschaft davon, wie Frauen und wie Männer zu sein haben. Und diese Vorstellung begleitet uns unser Leben lang und bestimmt auch, welche Entscheidungen wir treffen und wie wir uns verhalten.
Zum Beispiel hat dies einen Einfluss darauf, wie Frauen sich verhalten, wenn sie in Wohnungsnot sind, aber auch, wie sich Frauen in Diskussionen und in Gruppen mit anderen Menschen verhalten.
Vom 13. Bis zum 15 Januar möchte ich daher gemeinsam mit Euch schauen, welche Erfahrungen ihr als Frauen in der Selbstvertretung und in anderen Interessenvertretungen gemacht habt und welche Sichtweisen und Meinungen IHR in Bezug auf die Selbstvertretung habt. Gerne möchte ich mit Euch überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, wie die Selbstvertretung das Engagement von Frauen fördern kann.
Dabei ist es nicht so wichtig, ob Ihr die Selbstvertretung schon lange kennt oder viel mit ihr macht. Auch wenn Ihr erst seit kurzem dabei sind, die Selbstvertretung noch nicht gut kennt oder zum Beispiel nur bei einem Wohnungslosentreffen wart, seid Ihr herzlichen eingeladen, dabei zu sein. Jede Erfahrung ist kostbar.

Zu mir:

2019 Felicitas DittrichIch bin Feli (meiner voller Name ist Felicitas Dittrich) und ich studiere momentan an der Ev. Hochschule in Bochum. Dieses Jahr habe ich viele Menschen aus der Selbstvertretung und die Selbstvertretung selbst durch ein Projekt in der Uni kennengelernt. Meine Projektgruppe und ich sind der Frage nachgegangen, wie unterschiedlich die Menschen in der Selbstvertretung sind. Dafür haben wir die Selbstvertretung auf den diesjährigen Koordinierungstreffen und auf dem Wohnungslosentreffen besucht. Für meine jetzige Masterarbeit möchte ich gerne gemeinsam mit Euch schauen, welche Sichtweisen Ihr als Frauen in der (und auf die) Selbstvertretung habt.

Ablauf:

Geplant ist, dass wir am 13.01.2020 (Montag) nachmittags ankommen. Die erste gemeinsame Mahlzeit wird das Abendessen sein. Abends werden wir dann locker in das Thema starten und z.B. Erwartungen absprechen.
Für den Dienstag (14.01.2020) habe ich zunächst eine Gruppendiskussion zum Thema „Eure Erfahrungen in der Selbstvertretung“ geplant. Anschließend möchte ich gemeinsam mit Euch Ideen und Möglichkeiten besprechen, wie Frauen in der Selbstvertretung (besser) unterstützt werden können.
Am Mittwoch (15.01.2020) reisen wir dann nach einem gemeinsamen Frühstück ab.

Ort:

Die Veranstaltung wird in Freistatt im Seminar- und Gästehaus Wegwende (Deckertstraße 20, 27259 Freistatt) stattfinden.

Anmeldung:

Eingeladen sind bei dieser Veranstaltung ausschließlich Frauen* (also Menschen, die sich als Frau fühlen und beschreiben). Wir wollen über die besonderen Situationen und Erfahrungen von Frauen sprechen, da sind Männer fehl am Platz.

An der Veranstaltung können 12 Frauen teilnehmen. Wenn Ihr Interesse habt, könnt Ihr Euch bei mir oder bei Stefan Schneider (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) melden. Stefan unterstützt mich bei der Organisation und bei der Vorbereitung.
Wenn 12 Frauen angemeldet sind, können wir leider keine weiteren Anmeldungen annehmen.

Kosten werden übernommen:

Die Kosten für die Veranstaltungen werden übernommen. Dazu gehören auch die Fahrtkosten, wenn – wie üblich – eine preisgünstige Verbindung genommen wird.

Wenn Ihr Fragen oder Anregungen habt, könnt Ich Euch gerne bei mir oder bei Stefan melden.
Ich freue mich über Eure Rückmeldungen und schicke Euch liebe Grüße,

Feli

Die Veranstaltung ist eine Kooperations-Veranstaltung des Sozial-Wissenschaftsladens der Ev. Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe und der Koordinierungsstelle der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen. Sie wird gefördert von der Thea-Messing-Stiftung für wohnungslose Frauen und Mädchen.

logos wissenschaftsladen

Menschen aus dem Netzwerk der Selbstvertretung wohnungloser Menschen rufen gemeinsam auf zum Housing Action Day am 28.02.2020 und forden Euch auf, Euch daran zu beteiligen! - Stefan Schneider, Koordinator

Wohnen für Menschen statt für Profite

20200328 Housing Action DayWir erleben, wie Wohnraum zu Betongold wird und zur Aktie an der Börse. Immer mehr teure Neubauwohnungen treiben die Preise in die Höhe, der Bestand an Sozialwohnungen nimmt stetig ab. Viertel und Nachbarschaften werden gewinnbringend umstrukturiert: Unsere Lieblingskneipe, unser unverzichtbarer Kindergarten und unser geschätzter Kiosk sind bedroht oder schon verdrängt. Wir erhalten Mieterhöhungen und zahlen immer mehr von unserem Einkommen für die Miete. Unsere Häuser werden privatisiert, verkauft und gewinnbringend weiterverkauft. Unsere Wohnungen werden teuer saniert und modernisiert und die Mieten steigen weiter. Unsere Wohnungen werden in Büros, Ferienwohnungen oder in leerstehende Geldanlagen umgewandelt. Wir erhalten Kündigungen und Eigenbedarfsklagen. Wir werden aus unseren Wohnungen gewaltsam zwangsgeräumt, aus unseren Vierteln gerissen, auf die Straße gesetzt. Als Wohnungslose werden wir gezwungen unter unwürdigen Bedingungen zu leben.

Wir wollen diese Ungerechtigkeit und Gewalt nicht mehr dulden.
Wir widersetzen und solidarisieren uns.

Der Ausverkauf der Städte im Interesse einiger weniger ist kein Naturgesetz, sondern die Konsequenz eines ungehemmten Wirtschaftssystems und einer Politik, die ihren Kompass der sozialen Verantwortung verloren zu haben scheint. Gemeinsam können wir das ändern!

Zehntausende, Hunderttausende sind in den vergangenen Jahren für eine gerechte Mieten- und Stadtpolitik auf die Straße gegangen, zuletzt zum europaweiten Aktionstag am 6. April 2019 in fast 50 Städten. Dieser hartnäckige Protest unzähliger Initiativen in vielen Städten hat erreicht, was noch vor kurzem undenkbar schien: Bundesweit wird über Mietendeckel und die Enteignung großer Wohnungsunternehmen diskutiert. In Frankfurt am Main, Osnabrück oder Berlin ermächtigen sich die Mieter*innen, selbst über die Neuausrichtung der kommunalen Wohnungsunternehmen zu entscheiden. In Gera und Berlin werden ganze Siedlungen rekommunalisiert. In vielen Städten werden leerstehende Häuser besetzt.

Wir, ein bundesweiter Zusammenschluss von Mieter*inneninitiativen und Recht-auf-Stadt-Gruppen, fordern:

  1. Wir wollen echte soziale Mieten und ein grundlegend anderes Miethöhenrecht. Keine Profite mit der Miete!
  2. Ein Ende von Zwangsräumungen und Wohnungslosigkeit. Housing First in würdevollen Wohnungen und ein einklagbares Recht auf Wohnen!
  3. Leerstand beenden! Wir fordern, dass die Vermietung von spekulativem Leerstand erzwungen werden kann. Besetzungen legalisieren!
  4. Echte demokratische Mitbestimmung und kollektive Rechte für Mieter*innen. Wir wollen mitbestimmen, was mit unserem Zuhause passiert!
  5. Eine neue Gemeinnützigkeit im Wohnungsbereich, ein Ende der Bodenspekulation, eine Sozialisierung des Grundeigentums, die Vergesellschaftung der großen Wohnungskonzerne. Wohnraum und Boden dürfen keine Ware sein!
  6. Einen radikalen Kurswechsel in Politik und Wirtschaft: Für eine solidarische und ökologische Stadtentwicklung!

Solange unser Recht auf Wohnen nicht durchgesetzt ist, der Mietenwahnsinn kein Ende nimmt und Profitinteressen mehr zählen als soziale Gerechtigkeit, werden wir den Druck weiter erhöhen! Macht mit beim weltweiten Housing Action Day am 28.03.2020!

Zusammen zeigen wir: Es gibt Protest, Widerstand, Solidarität und Alternativen!

Wohnen für Menschen statt für Profite!

Aktionsbündnis gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn,
am 29. Oktober 2019

Erlebnisbericht von der Reiselust in Bremen

20191110 ReiseLustBremenWarum reisen von Wohnungslosigkeit betroffene Menschen? Um von A nach B zu gelangen. Vorwiegend werden größere Städte anvisiert. Dort gibt es mehr Hilfsangebote. Aber auch die Anonymität ist gewährleistet. Doch gibt es auch angenehmeres Reisen.

Die Wohlstandsbürger erholen sich durch kostspielige Urlaube von den “Strapazen” des Arbeitslebens und Rentner verbringen die kalte Jahreszeit in wärmeren Gefilden.

Reisen und Urlaube haben sich zu einem lukrativen Geschäftszweig entwickelt. Häufig werden Reisemessen im großen Stil durchgeführt um für “die schönsten Wochen des Jahres” anzuregen und zu werben.

Seit mehr als 15 Jahren findet in der Hansestadt Bremen die Touristikmesse “Reiselust” statt. Erstmalig  hatte die Selbstvertretung wohnungsloser Menschen die Möglichkeit, sich seit 2017 mit einem Informationsstand regelmäßig zu präsentieren. So machten sich fünf Aktivist*innen der Selbstvertretung Uwe (Lüneburg), Lutz (Herzogsägmühle), Olaf (Freistatt), Dirk (Freistatt) und Werner (Berlin) vom 08.-10 November 2019 auf den Weg, um auf die Problematik von Armut, Ausgrenzung und Wohnungslosigkeit aufmerksam zu machen.

Gespräche auf Augenhöhe

Anfänglich ignorierte der Besucherstrom unseren Infostand. Durch das Verteilen von Flyern nahm das Interesse jedoch zu. In der Summe ergaben sich viele interessante Gespräche auf Augenhöhe.

Unter anderem suchte ein älteres Ehepaar den Dialog mit uns. Ihr Sohn, mittlerweile 45 Jahre alt, ist durch das sogenannte bürgerliche Raster gefallen. In seiner Jugend kam er mit Drogen und Alkohol in Berührung. Er hatte die Ausbildung geschmissen und suchte Menschen in der “Szene”. Gesundheitliche Einschränkungen waren die Folge wie Schlaganfall Herzprobleme aber auch Willenlosigkeit. Mehrere Therapien waren erfolglos. Er wünscht sich  ein Leben ohne Sucht zu führen. Doch er schafft es nicht. Traurigkeit und Resignation schwang in der Stimme der Erzählerin. 

Crashkurs in Obdachlosigkeit

Angeboten wurde von der Selbstvertretung auch ein Crashkurs in Obdachlosigkeit. Bedingungen und Abläufe lagen zur Mitnahme auf einem DIN A4 Blatt im Regal unseres Standes aus. Interessierten wird unter Anleitung eines sachkundigen Vereinsmitgliedes die Möglichkeit gegeben Obdachlosigkeit für sich physisch und psychisch zu erfahren. Ein junger Mann, Mitarbeiter des Erlebnisbades Ronolulu aus dem Einzugsbereich von Bremen hat sich in der ausliegenden Liste eingetragen. In seinem Urlaub, Anfang 2020 möchte er einen Crashkurs belegen um wahrzunehmen wie  ausgegrenzte Menschen in der Gesellschaft behandelt werden und wie man mit ihnen umgeht.

Langer Atem erforderlich

In der Folge ergaben sich weitere Gespräche und die Besucher konnten sich einen Einblick über den Tagesablauf Wohnungsloser verschaffen. Einige Standbesucher fanden es spannend, das es wohnungslosen und ehemals wohnungslosen Menschen gelungen ist sich zu organisieren, Treffen durchzuführen, und die Selbstvertretung wohnungsloser Menschen e.V. aufzubauen und weiterzuentwickeln.

Dennoch kristallisierte sich auf der Reiselust ein starker Kontrast heraus. Einerseits trifft man die sogenannten “Normalos” an und auf der anderen Seite die Menschen die am Rande der Gesellschaft leben müssen.

Kein Mensch ist gerne obdachlos. Für die Selbstvertretung der wohnungslosen  Menschen ist das Ziel programmiert: Kämpfen für ein menschenwürdiges Leben und Begegnungen auf Augenhöhe mit allen Menschen hin zur Veränderung einer humanen Gesellschaft. Langer Atem ist erforderlich. Wir schaffen das!

Werner Franke
Mitglied der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen e.V.

Wohnen muss bezahlbar sein!

housing for all2Immer mehr Menschen in Europa können sich das Wohnen nicht mehr leisten. Jeder vierte Haushalt in der EU gibt fast die Hälfte seines verfügbaren Einkommens für Wohnen aus. Die Mieten steigen in vielen Ländern deutlich schneller als die Einkommen. Die Boden- und Immobilienpreise in den Regionen und Städten explodieren. Wohnen ist heute „Big-Business“. Investoren (Pensionsfonds, Hedge-Fonds etc.) kaufen ganze Stadtteile auf, weil sie auf hohe Renditen spekulieren.

Viele Menschen werden gezwungen, die Stadt zu verlassen und müssen dann deutlich längere Anfahrtsstrecken zum Arbeitsplatz/Studienplatz in Kauf nehmen. Obdachlosigkeit steigt in den allermeisten Mitgliedsstaaten in Europa an.

Fehlende Investitionen in erschwinglichen Wohnraum, der Mangel an kommunalem und geförderten Wohnbau führen zu einem Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Europa. Verstärkt wird dieser Mangel durch die Regelwerke der Europäischen Union, die den finanziellen und rechtlichen Handlungsspielraum der Mitgliedsstaaten stark einschränken.

Beim Thema Wohnen wird klar: Die Wohnversorgung kann nicht dem Markt überlassen werden. Der freie Markt wird von sich aus niemals ausreichend bezahlbaren Wohnraum erzeugen. Wohnen ist eine öffentliche Aufgabe, das heißt, die Politik muss steuernd eingreifen.

Um diese Missstände zu beseitigen, fordert die Europäische Bürgerinitiative „Housing for All“ den EU Gesetzgeber auf, bessere rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen zu schaffen, damit bezahlbares Wohnen in Europa forciert werden kann.

Mit deiner Unterschrift forderst Du…

wohnen fuer alle - logo

von der EU Kommission bessere gesetzliche und finanzielle Rahmenbedingungen zu schaffen, um bezahlbares Wohnen für alle Menschen in Europa zu ermöglichen.

Dies umfasst:

  • die Erleichterung des Zugangs für alle zu leistbarem und sozialem Wohnbau,
  • keine Anwendung der Maastricht-Kriterien auf öffentliche Investitionen in leistbaren Wohnbau,
  • besserer Zugang zu EU-Finanzmitteln für gemeinnützige und nachhaltige Wohnbauträger,
  • soziale und wettbewerbsgerechte Regeln für Kurzzeitvermietungen sowie
  • die statistische Erfassung des Wohnbedarfs in Europa.

Werde Teil der Kampagne

Das “Housing for All” Initiative vereint Mieterverbände – und vereine, Gewerkschaften, soziale und kirchliche Organisationen, Menschenrechtsorganisationen, Interessensvertretungen von Studierenden, Pensonistinnen und Pensionisten, VertreterInnen von Städtenetzwerken und Privatpersonen, die für mehr bezahlbares Wohnen in Europa kämpfen. Wir arbeiten individuell und mit anderen zusammen, um über eine Million Unterschriften für die Europäische Bürgerinitiative zu sammeln.

Unterschreibe jetzt!:

https://www.housingforall.eu/de/unterstuetzen-sie-die-kampagneund-unterzeichnen-sie-die-petition-de/

Werde Aktivist/in!:

https://www.housingforall.eu/de/kaempfe-fuer-bezahlbares-wohnen-in-europa/

Erzähle es deinen Freunden:

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Kontakt:

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Quelle: WikiCommonsAm 15.10.2019 gab es in Brüssel ein Treffen zum Thema Digital Inclusion & Homelessness (Digitale Teilhabe und Wohnungslosigkeit). Unsere Freundin Gaby aus Düsseldorf war mit Unterstützung von Michaela Hofmann von der Caritas in Köln da und bringt folgenden Bericht mit:

Das Treffen in Brüssel war trotz der Kürze von 10-14 Uhr richtig interessant. Verglichen mit dem, was ich aus Düsseldorf kenne, wo außer von fifty-fifty nicht viel passiert, ist vor allem Frankreich ziemlich aktiv.

Was mir sehr gut gefallen hat, ist u.a. die App reconnect, mittels der man alle seine Dokumente mit sich führen kann und diese auch anerkannt werden, falls das Original gestohlen oder einfach nur verbummelt wurde.
Diese App ist somit auch für Otto Normalverbraucher tauglich, auch für ältere Menschen, wenn sie denn ein Handy mit sich führen.
Ohne Papiere ist man völlig aufgeschmissen, bekommt weder bei der Bank Geld noch ist ein Behindertenausweis bzw. Fahrticket alleine gültig.

Eine weitere App aus Paris, entwickelt von mehreren jungen Leuten, die auch tatkräftig finanzielle Unterstützung dafür einwerben konnten, ist die App Entourage, mittels der Obdachlose in ihrer Umgebung alles suchen und finden können, was man braucht: Tafeln oder günstiges Essen, Waschsalons, Duschmöglichkeiten, Schlafstellen, ...

Ich fände es super, solch eine App flächendeckend in Europa zu erweitern.

In Frankreich besitzen übrigens laut einer Studie 71% der Obdachlosen ein Smartphone. Offensichtlich ist dort auch die Abdeckung mit freiem WLAN wesentlich höher als bei uns.

Die Spanier haben eine Art Meldedienst entwickelt, über den Menschen Obdachlose, die irgendwo auf der Straße schlafen, gemeldet werden und die dann von einer Art Hilfsbus aufgesucht und ggf. in eine Unterkunft vermittelt werden.

Ich bin allerdings davon überzeugt, dass sich in unseren Großstädten eher jemand eine App wie „Wegeheld“, mit der Falschparker angezeigt werden können, herunterlädt, und sich kaum jemand dafür interessiert, ob jemand auf der Straße liegt und friert.

Aus England hat ein Professor, der aber selbst keinen Bezug zu Obdachlosigkeit hat, aufgrund der fortgeschrittenen Zeit nur ganz kurz über britische Statistiken berichtet.

Von Deutschland waren keine weiteren Teilnehmer anwesend. Schade, ich halte eine Vernetzung für sehr sinnvoll.

Am darauffolgenden Mittwoch hatten wir in Köln bei der Caritas einen Arbeitskreis mit Michaela Hofmann, wo wir einen großen Aktionstag am 2.7.2020 vorbereiten, zu dem u.a. Minister Laumann und 2 Professoren des LVR und der Uni Düsseldorf über die Zusammenhänge zwischen Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit und schlechter Gesundheit bzw. Krankheit herausgestellt werden sollen sowie der Teufelskreis, der verhindert, dass diese Menschen jemals wieder aus der Spirale herauskommen.

Bei uns in Düsseldorf findet jedes Jahr ein Klavierkonzert von Thomas Beckmann statt, dessen Erlös an die Obdachlosenhilfe geht. Was ich nicht verstehe ist, warum Universitätsprofessoren, die doch eigentlich genug Geld haben, um sich ein Ticket zu leisten, Gratiskarten bekommen.

Ich wünsche euch allen einen interessanten Austausch und viele neue Impulse.

Herzliche Grüße

Gaby

Foto: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Graffiti_al_carrer_de_la_Creu_Nova_de_Val%C3%A8ncia.JPG:Graffiti_al_carrer_de_la_Creu_Nova_de_Val%C3%A8ncia.JPG

Fotograf:

Sehr geehrte Damen und Herren,

2019 nienburg karin powserhiermit laden wir Sie sehr herzlich ein zur Eröffnung der Fotoausstellung
„Keine Gnade auf der Straße“
Fotoarbeiten von Karin Powser
am Freitag, 08.11.2019, um 12:00 Uhr
im FUNDUS Kaufhaus, Lange Straße 96, 31582 Nienburg

12:00 Uhr Begrüßung und Grußworte

12:30 Uhr Einführung in die Ausstellung: Dr. Stefan Schneider (Berlin)

12:45 Uhr Raum für Fragen und Diskussion

13:00 Uhr Imbiss, Rahmenprogramm:

• Informationen zur Arbeit der Beratungsstelle WohnWege
• Drehen Sie am „Glücksrad“: Welche Chancen habe ich auf dem Wohnungsmarkt?
• Beteiligen Sie sich an der Europäischen Bürgerinitiative „Bezahlbares Wohnen“ mit einer Unterschrift
• Spenden statt Schenken: Sinnstiftende Geschenkalternative – Bausteine für Wohnungsbau für Wohnungsnotfälle

Wir freuen uns darauf, Sie begrüßen zu dürfen.

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1997 ausstellung nienburg karin powser - foto matthias mentePS: Und für alle, die es interessiert: Bereits im Jahr 1997, also vor 22 Jahren, gab es eine Ausstellung von Karin in Nienburg (Weser). Hier zum Beweis das Plakat.

 

20019 Augsburg Corinna

Am 24. Oktober fand in der diako Augsburg der Fachtag der Diakonie Bayern „Frischer Wind“ - Wohnungsnotfallhilfe in Bewegung statt. Es nahmen ca. 90 Personen aus den verschiedensten Einrichtungen in Bayern, der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen und dem Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge e. V. teil.

Die Geschäftsführerin des Fachverbandes der Evangelischen Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe Bayern, Heidi Ott, begrüßte alle Gäste und Referenten.

Die bayerische Staatsregierung hat sich im Koalitionsvertrag für die Legislaturperiode 2018 – 2023 verpflichtet, die Unterstützung für obdachlose und wohnungslose Menschen weiter auszubauen und gemeinsam mit Kommunen, Wohlfahrtsverbänden und Kirchen das Unterstützungsnetz für Obdach- und Wohnungslose dichter zu knüpfen.

Ziel des Fachtages ist es, über derzeitige sozialpolitische Entwicklungen und verbandliche Positionen in Bayern zu informieren, aktuelle Forschungsergebnisse vorzustellen und die Verwirklichung sozialhilferechtlicher Ansprüche in Blick zu nehmen, um das Hilfesystem für Wohnungsnotfälle in Bayern gemeinsam, strukturell und flächendeckend weiterzuentwickeln.

Wohnungslosenhilfe seit den Fuggern 1521

Dr. Stefan Kiefer, 3. Bürgermeister und Sozialreferent der Stadt Augsburg, ging in seinem Eingangsstatement darauf ein, dass Augsburg schon seit mehr als 500 Jahren „Wohnungslosenhilfe“ anbietet. Schon seit 1521 besteht ein altes Wohnungslosenmodell mit der Fuggerei. Hier sind 140 Wohneinheiten für den symbolischen Preis von 1 Euro Miete im Jahr entstanden. Die einzigen Bedingungen die bis heute gelten sind Unbescholtenheit und die Angehörigkeit der katholischen Religion. Es gibt aber auch weitere Einrichtungen die teilweise aus dem 12. Jahrhundert sind.

In der heutigen Zeit ist die Wohnungslosenhilfe sehr gefordert und kann ihrem Auftrag nicht nachkommen. Es gibt keine (bezahlbare) Wohnungen für Menschen auf der Straße. Der Wohnungsbau ist zum Erliegen gekommen – insbesondere im geförderten Wohnungsbau. Für die Wohnungsbaugesellschaften lohnt es sich nicht mehr in den sozialen Wohnungsbau zu investieren, weil die Kosten zu hoch sind. Und wenn sie es doch tun, dann holen sie sich diese Investitionen auf dem freien Markt und erhöhen die Kosten bei nicht geförderten Wohnungen. So entsteht ein Kreislauf, der die Mieten immer weiter nach oben treibt.

Dr. Kiefer berichtet aber auch, dass sich in Augsburg was tut. So werden die Notfalleinrichtungen für Männer neu hergerichtet und es gibt neben dem Frauenhaus auch, als neue Errungenschaft, eine gesonderte Frauennotunterkunft

Stichtagserhebung - Aktionsplan

Carolina Trautner, Staatssekretärin und MdL im Bayerischen Ministerium für Arbeit, Familie und Soziales, geht auf die Stichtagserhebungen der Wohnungslosenhilfe ein. In Bayern fällt diese geringer aus als in den übrigen Bundesländern. Zum 30. Juni 2017 gab es offiziell nur 15500 Wohnungslose.

Es wurde ein runder Tisch zur Prävention von Obdachlosigkeit eingeführt in dem Kommunen, Kirche und die Freie Wohlfahrtspflege sich austauschen. Erste Ergebnisse sind im Sommer 2020 zu erwarten.

Ein Aktionsplan zur Hilfe gegen Obdachlosigkeit sieht den Ausbau von Koordinierungsstellen der Wohnungslosenhilfe sowie Beratungsstellen für Prävention in Bayern vor. https://www.stmas.bayern.de/wohnungslosenhilfe/index.php

Wohnraum - der nicht zur Verfügung steht

Der Präsident Michael Bammessel vom Diakonischen Werk Bayern ging auf die Wohnungslosenhilfe in Nürnberg ein. Die Notfallhilfe ist in einer gepflegten und gut aussehenden „Villa für alle“ untergebracht – ganz in der Nähe des DW. Aber auch hier gibt es immer wieder Probleme – Polizei und Notarzt sind sehr oft vor Ort. Deshalb muss etwas getan werden. Mit „Heile Welt“ Denken kommt man langfristig nicht weiter. Es muss Präventionsarbeit geleistet werden – was besonders schwierig ist wenn man auf Grund des Wohnungsmangels Wohnungs- und Obdachlose unterbringen muss. Eine Reintegration in eine Wohnung und damit in die Gesellschaft wird immer schwieriger je länger man auf der Straße gelebt hat. In diesen Fällen ist eine ambulante Begleitung notwendig, aber leider greift unser bestehendes System oftmals nicht wo es nötig wäre.

In Deutschland gibt es genügend Wohnraum. Dieser steht aber der Gesellschaft, dem Wohnungsbau und der Kommune nicht zur Verfügung, weil er Privateigentum ist und in vielen Fällen leer steht. Würde dieser Wohnraum der Gesellschaft zur Verfügung stehen müssten neue Wohnungen nicht gebaut werden. Deshalb sollten Kommunen und Wohnungslosenhilfe versuchen diesen vorhandenen leerstehenden Wohnraum zu akquirieren

Forschungsprojekt Entstehung, Verlauf und Struktur von Wohnungslosigkeit

Nach den Begrüßungsreden und Statements durch die Kommunalpolitik wurde von Jutta Henke, Geschäftsführerin GISS, das Ergebnis aus dem Forschungsprojekt „Entstehung, Verlauf und Struktur von Wohnungslosigkeit und Strategien zu ihrer Vermeidung und Behebung“ vorgestellt. Die Studie ist veröffentlicht im BMAS. www.bmas.de/DE/Service/Medien/Publikationen/Forschungsberichte/Forschungsberichte-Arbeitsmarkt/fb534-entstehung-verlauf-struktur-von-wohnungslosigkeit-und-strategien-zu-vermeidung-und-behebung.html

Ihr Fazit: Deutschland verfügt über viele gute Instrumente zur Vermeidung und Behebung von Wohnungslosigkeit – sie werden nur nicht immer genutzt.

Mit den Daten aus der Online-Erhebung war eine Schätzung zur Zahl der Wohnungslosen möglich. Danach lebten am Stichtag 31. Mai 2018 in Deutschland mindestens 337.000 Menschen ohne Wohnung. Dies entspricht der Bevölkerung einer Großstadt wie Bielefeld. Erhoben wurde die Zahl der ordnungsrechtlich Untergebrachten, der Geflüchteten mit Schutzstatus in kommunaler Unterbringung und die Zahl der bei Trägern der Wohlfahrtspflege untergebrachten und beratenen Menschen. Eine erhebliche Dunkelziffer bleibt: Menschen, die ohne Kontakt zu den Hilfesystemen bei Freunden und Bekannten untergekommen sind oder auf der Straße leben wurden nicht erfasst.

Unter den gegenwärtigen Bedingungen am Wohnungsmarkt muss insbesondere die Prävention von Wohnungsverlusten verstärkt werden. In 85 % der Fälle sind Mietschulden der wesentliche Auslöser für einen Wohnungsverlust. Ein zweiter wesentlicher Grund sind gesundheitliche Probleme. Biografische Einschnitte und persönliche Krisen leiten Wohnkrisen oft ein. In 64 % der Fälle, die Präventionsstellen 2017 bekannt wurden, konnte die Wohnung gesichert werden. Ein Problem ist, dass die für Prävention zuständigen Stellen zu spät von einem drohenden Wohnungsverlust Kenntnis erhalten, ein zweites, dass ihnen in aller Regel die Ressourcen fehlen, um auch wiederholt aufsuchend arbeiten zu können. Wohnungsverluste ereignen sich deshalb oft an den Hilfesystemen vorbei. Besonders betroffen sind Alleinstehende.

Die Untersuchung hat gezeigt, dass die betroffenen Menschen in aller Regel institutionelle Hilfe benötigen, um sich wieder mit Wohnraum zu versorgen. Aber nur eine Minderheit der Städte und Gemeinden verfügt über entsprechende Instrumente und Angebote. Selbst öffentlich geförderter Wohnraum gilt oft als nicht angemessen im Sinne der Sozialgesetze.

Während in den großen Städten oft differenzierte Hilfesysteme vorhanden sind, bleiben in der Fläche sichtbare „weiße Flecken“ - kreisfreie Städte und Kreise ohne jedes Angebot an Wohnungsnotfallhilfen. In 40 % der kreisfreien Städte und 61 % der Kreise gibt es über die gesetzlichen Pflichtaufgaben hinaus nur ein Basisangebot. Der Rechtsanspruch auf Hilfe nach § 67 SGB XII wird längst nicht überall eingelöst.

Fachstellenkonzept

Andreas Kurz, 1. Vorsitzender Diakonie Herzogsägmühle gGmbH, stellt unter dem Motto „Jetzt ist die Zeit! Zusammen für ein flächendeckendes und bedarfsgerechtes Hilfeangebot für Menschen in Wohnungsnot“ einen 6 Punkte Plan vor.

Wir brauchen dringend bedarfsgerechte Unterstützungsangebote für Menschen in Wohnungsnot, damit die Not nicht zu wandern beginnt. Fachstellen zur Verhinderung von Wohnungslosigkeit sind effektiv und effizient. Sie bilden den wirkungsvollsten Ansatzpunkt, um zum einen Wohnungsverluste zu verhindern und zum anderen als „thematischer Kristallisationspunkt“ weitere Unterstützungsangebote und Hilfestrukturen in den jeweiligen Regionen anzuregen.

Angesichts der dramatischen Situation auf dem Wohnungsmarkt in vielen Regionen Bayerns im Segment des preisgünstigen Wohnens sind der Erhalt bestehender Mietverhältnisse und die Verhinderung des Eintritts von Obdachlosigkeit ein immer wichtiger werdender Baustein zur Bekämpfung der Wohnungsnot in Bayern

Fachstellen zur Verhinderung von Obdachlosigkeit sind für dieses Ziel die richtige fachliche Antwort. Der Fachverband Evangelische Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe in Bayern (FEWS) setzt sich aus diesem Grund für den flächendeckenden Ausbau von Fachstellen zur Verhinderung von Obdachlosigkeit in Bayern ein. Er hat eine unabhängige wissenschaftliche Studie in Auftrag gegeben, um die Effektivität und Effizienz der Fachstellen zur Verhinderung von Obdachlosigkeit in Trägerschaft der Diakonie in Bayern zu analysieren. Die wissenschaftliche Studie wurde beim Institut für Praxisforschung und Evaluation der Evangelischen Hochschule Nürnberg in Auftrag gegeben.

  • Fachstellen arbeiten sehr effektiv: bei weit mehr als zwei Drittel der Ratsuchenden konnte die drohende Obdachlosigkeit abgewendet werden. In nur 5% aller untersuchten Fälle konnte die Einweisung in die Obdachlosenunterkunft bzw. der Eintritt von Wohnungslosigkeit nicht vermieden werden.
  • Fachstellen zur Verhinderung von Obdachlosigkeit arbeiten höchst effizient: die acht bayerischen Landkreise, die eine Fachstelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit in Trägerschaft der Diakonie finanzieren, sparen durch die Arbeit der Fachstellen über zwei Millionen Euro pro Jahr.
  • Auch für Vermieter rechnet sich die Arbeit der Fachstellen: Vermieter können in vielen Fällen die Kosten einer Zwangsräumung (Gerichtskostenvorschuss, Anwaltskosten, Vorschuss für Gerichtsvollzieher und Spedition) sowie den Verlust durch Mietausfall ganz oder teilweise vermeiden.

Die Grundlage bildet ein Sechs-Punkte-Plan:

  1. Fachstellen flächendeckend ausbauen und kostendeckend finanzieren
    Wir brauche Fachstellen zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit. Diese müssen eine kostendeckende Finanzierung erhalten. Eine wissenschaftliche Studie belegt – jeder eingesetzte Euro zahlt sich drei- bis neunmal zurück!
  2. Fachstellen in eine überregionale Finanzierung einbinden
    Für effektive Arbeit und für eine Entlastung der Gemeinden und Städte muss die Finanzierung der Fachstellen durch Kreistagsbeschlüsse über die Kreisumlagen auf Kreisebene delegiert werden. Die ordnungsrechtliche Zuständigkeit im Falle der Unterbringung darf dabei kein Hinderungsgrund sein.
  3. Das Richtige tun und freie Träger mit dem Betrieb von Fachstellen beauftragen
    Ein entscheidendes Erfolgsmerkmal ist die aufsuchende Arbeit. Behörden und deren Mitarbeitende können auf diese Weise entlastet werden. Für die Verhinderung von Wohnungslosigkeit werden dadurch die bewährten Kräfte der Subsidiarität genutzt.
  4. Zur Vernetzung verpflichten
    Fachstellen arbeiten effizient durch ihre Vernetzung mit allen an drohender Wohnungslosigkeit beteiligten Akteuren. Dies muss unterstützt werden durch geeignete Maßnahmen zur Steigerung des Bekanntheitsgrades bei Behörden, Gerichten, Bürgern und Vermietenden
  5. Das vorhandene Hilfesystem effektiver nutzen
    Durch die sachgerechte Anwendung vorhandener rechtlicher Grundlagen lassen sich Wohnungslosigkeit und deren Folgekosten oftmals vermeiden. Ein wirksames Hilfesystem kann so zur vollen Wirksamkeit gebracht werden.
  6. Das vorhandene oder zu entwickelnde Wohnangebot effizienter nutzen
    Der soziale Wohnungsbau und die soziale Wohnraumvermittlung müssen durch enge Kooperationen mit öffentlichen und privaten Vermietenden gestützt und ausgebaut werden. Hierbei ist das Fachwissen von Fachstellen und deren einschlägigen Verbänden einzubinden.

Wenn Wohnungsverlust nicht verhindert werden kann, sind menschenwürdige und möglichst betreute Notunterkünfte vorzuhalten – damit die Not nicht zu wandern beginnt, sondern vor Ort geholfen werden kann. Menschen die ordnungsrechtlich untergebracht sind, benötigen soziale Beratung und Begleitung, damit sich ihre Lebenslagen und Schwierigkeiten nicht verfestigen und weiterführende Unterstützungsangebote erschlossen und vermittelt werden können. Zudem sind spezifische Angebote für Frauen vorzuhalten. Für kleinere Gemeinden ist das oftmals eine große Herausforderung. Hier können Zweckverbände und regionale Hilfeverbünde eine gute Möglichkeit bieten Hilfeangebote zu schaffen und vorzuhalten.

Rechtsansprüche wohnungsloser Menschen

Klare Worte findet der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, Jörn Scheuermann, in seinem Impulsvortrag, „Wo kein Richter, da kein Urteil“. In München zeigt sich deutlich, dass Wohnprobleme keinesfalls vom freien Markt gelöst werden. Er ist die Ursache des Übels, nicht seine Lösung. "Wohnen ist ein Recht und kein Privileg. Aber wir haben daraus eine Ware gemacht", sagte er. Mit Verweis auf die zunehmende gesellschaftliche Polarisierung empfiehlt er den Rückgriff auf die Gesellschaftstheorien von Karl Marx, der die zerstörerischen Konsequenzen eines Marktes ohne staatliche Regulierung beschreibt. Die Verfehlungen des Marktes kennt Scheuermann aus seiner täglichen Arbeit in der Wohnungslosenhilfe: Die Anzahl der Betroffenen hat rasant zugenommen. Lebten in den Notunterkünften und Clearinghäusern der Verbände im Jahr 2009 knapp 2500 Personen, so sind es heute bereits 9000, davon 1650 Kinder. Und auch der Weg aus der Obdachlosigkeit zurück in die eigene Wohnung gestaltet sich heute schwer: "Es ist fast unmöglich, Menschen nach einer Rehabilitierungsmaßnahme wieder auf den Mietmarkt zu bringen."

Von Wohnungslosigkeit bedrohte und betroffene, oft ordnungsrechtlich untergebrachte Menschen haben nach § 67 ff SGB XII einen Anspruch auf persönliche Beratung und Unterstützung. Voraussetzung ist, dass besondere soziale Schwierigkeiten vorliegen, Selbsthilfe nicht möglich ist und zumindest eine Verschlechterung der Lebenssituation verhindert werden kann. Viele anspruchsberechtigte Menschen wissen nicht, dass sie diesen sozialhilferechtlichen Anspruch haben. Oder sie sind nicht in der Lage, diesen Anspruch zu verfolgen und durchzusetzen.

Menschen in einem Wohnungsnotfall stellen in der Regel keine entsprechenden Anträge bei den zuständigen örtlichen Sozialhilfeträgern. Folglich werden auch keine Leistungen erbracht. Die von einer der schärfsten Formen von Armut betroffenen Menschen bleiben sich selbst überlassen, obwohl sie dringend auf die Unterstützung der Solidargemeinschaft angewiesen wären. In der Folge verharren sie in den Einrichtungen der ordnungsrechtlichen Unterbringung der Gemeinde oder werden an die nächstgrößere Kommune verwiesen.

Die Verweildauer in ordnungsrechtlicher Unterbringung kann verkürzt, das Eintreten der Wohnungslosigkeit in vielen Fällen verhindert werden, wenn das Schnittstellenmanagement zwischen ordnungsrechtlich unterbringender Gemeinde, örtlichem Sozialhilfeträger und freier Wohlfahrtspflege gelingt.

26.10.2019, Pforzheim

Corinna Lenhart

Auf der diesjährigen Sommerakademie von Attac vom 31. Juli bis 04. August in Bochum befaßten sich mehrere Veranstaltungen mit dem Immobilienboom und der Wohnungsnot.

Foto Markus SommerakademieDer Vortrag über Grund und Boden und Spekulation tetilte sich in zwei Teile auf. Der erste bezog sich auf die Studie "Kommunales Bodeneigentum" und zeigte auf, dass Veränderungen der Wirtschaftsweisen - z.B. Industrialisierung - mit Siedlungsstrukturveränderungen einhergehen. Heute geht es um Finanzialisierung und Internationalisierung. Da Aktien und Gold derzeit zu wenig Rendite abwerfen, sei aktuell ca. 60 Prozent des globalen Vermögens in Immobilien investiert,t z.B. 152 Hochhäuser in London. Der zweite Teil betrachtete die Wohnungspolitik. In München soll es derzeit ca. 600.000 Bauvorhaben geben, die eine Baugenehmigung haben, doch die Baurechtherren warten ob höherer Bodenpreise ab. Bei den Kosten für eine neue Immobilie sollen derzeit im Schnitt 60 Prozent auf die Bodenkosten entfallen, in München an die 80 Prozent. Staatliche Wohnungspolitik erfülle u.a. zwei wichtige Aufgaben:

  1. eine sozialpolitische zur Unterstützung von Personen mit geringen Einkommen,
  2. eine wirtschaftspolitische, um Renditen zu sichern: Wenn es Nachfrage und Mangel gebe, sei das für private Gewinne gut.

Bürgerbegehren und Bürgerentscheide im Kampf um bezahlbaren Wohnraum stellen Initiativen aus Osnabrück, Frankfurt und Berlin vor, flankiert mit Statistiken zur Wohnsituation in den jeweiligen Städten und juristischem Wissen.

In Osnabrück wurde mit 10.000 gültigen Stimmen ein Bürgerbegehren durchgeführt und parallel zur Europawahl ein Bürgerentscheid erfolgreich gewonnen. Der Referent stellte die Initiative "Osnabrücker Bündnis für bezahlbaren Wohnraum" vor. Die Quoren für Unterschriftenanzahl und Laufzeiten zum Sammeln sind in verschiedenen Bundesländern unterschiedlich.

Das Frankfurter Bündnis Mietentscheid Frankfurt führte ein erfolgreiches Bürgerbegehren mit mehr als der Mindest-Unterschriftzahl durch, dessen Zulässigkeit gerade geprüft wird.

Beim Thema Berlin wurde die "Deutsche Wohnen Enteignen" vorgestellt und auf die aktuellen Enteignungsdebatten basierend auf Grundgesetz Artikel 15 hingewiesen. In Berlin handelt es sich um ein dreistufiges Verfahren eines Volksbegehren, das derzeit noch am Laufen ist. Geeint werden die Initiativen vom Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum. Hier sieht man sich mit zwei Konfliktpunkten konfrontiert:

  1. Will man eine gerechte Verteilung mit 20-30% Sozial Schwächeren in allen Stadtteilen, könnten sich die wohlhabenderen Bürger gestört fühlen.
  2. Bebaut man Freiraum oder Grünflächen, erntet man ökologische Kritik.

Bericht: Markus (Frankfurt)

2019 10 22 HannoveraEingeladen wurden alle Interessierten in das Schloß Herrenhausen (ein ungewöhnlicher Ort um über das Thema Obdachlosigkeit zu sprechen). Was sich jedoch in der Begrüßung erklärte, da es sich um eine Veranstaltung zur Berwerbung der Stadt Hannover für das Jahr 2025 als Kulturhaupstadt handelte.

Moderation: Tanja Schulz, freie Journalistin, Hannover; Georg Rinke Geschäftsführer, Asphal-Magazin, Hannover; Werner Buchna, Betreuer der 1. Herrenmannschaft, Hannoverscher Sport-Club; Konstanze Beckedorf, Sozial- und Sportdezernentin, Landeshauptstadt Hannover; Dr. Katharina Schmidt, Arbeitsgruppe Kritische Geographien globaler Ungleichheiten; Prof. Dr. Harald Ansen, Department Soziale Arbeit, HAW Hamburg

2019 10 22 Hannover - Foto Olaf JerkeDie auf dem Podium vertretenen Menschen stellten ihre Arbeit und Erfahrungen im Umgang mit Obdachlosigkeit vor. Schon in dieser Runde stellte sich heraus, daß Obdachlosigkeit nicht gewünscht ist und die Stadt Hannover nicht genug zur Beendigung und Vermeidung von Wohnungslosigkeit tut.

In der anschließenden Diskussion wurden viele Meinungen Befürchtung und Erfahrungen geäußert, die ich nur teilweise wiedergeben möchte:

  • Hannover als Kulturhaupstadt führt zu einer Verdrängung der Obdachlosen aus der Stadt wie bei der „EXPO“
  • 16 Plätze für ein „Housing-First“-Projekt in Hannover sind viel zu wenig.
  • Übergriffe von Ordnungskräften (zivile Ordnungsdienste, Bahnpolizei, Polizei) gegen Obdachlose werden von den Behörden weder wahrgenommen noch ordnungsrechtlich verfolgt
  • Durch die Umgestaltung des öffentlichen Raumes werden Obdachlosen zum Beispiel durch die Ausrüstung von Bänken mit sogenannten Aufstehhilfen (kunstvoll gestalteten Querstreben auf der Sitzfläche) Ruhemöglichkeiten und Schlafmöglichkeiten entzogen
  • “Little Homes“ sind nur Zwischenlösungen oder als kurzfristiges Obdach geeignet
  • Am Beispiel des „Bollerwagen Cafe Hannover“, die immer noch auf der Suche nach Räumlichkeiten sind um Essens- und Kleiderausgaben durchzuführen, wurde moniert, daß die Stadt Hannover Soforthilfen für Obdachlose nicht ausreichend unterstützt

Die interessanteste Idee kam ziemlich zum Schluß von Prof. Ansen, er sagte sinngemäß: Es wäre sehr Interessant, wenn es eine Einrichtung der Wohnungslosenhilfe gäbe, die von Wohnungslosen geleitet wird.

Anwesend von der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen: Dirk (Freistatt), Olaf (Freistatt), Uwe (Lüneburg), Hasso (Hannover), Markus (Freistatt), Stefan (Berlin)

Olaf Jerke
Freistatt der 28.10.2019

2019 Menschenrechtspreis Foto Werner Franke02Aktivist*innen der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen besuchten die Jahresveranstaltung der Eberhard-Schultz-Stiftung anlässlich der Verleihung des „Sozialen Menschenrechtspreises auf Wohnen verwirklichen“ am 17.10.2019 im Rathaus Charlottenburg in Berlin - Charlottenburg

Die Eberhard-Schultz-Stiftung, deren Kuratorin Prof. Dr. Rita Süssmuth leider verhindert war, hatte im Festsaal des Charlottenburger Rathaus zur Verleihung des „Sozialen Menschenrecht auf Wohnen verwirklichen“ des mit 5.000 Euro dotierten Menschenrechtspreis eingeladen. Mit diesem Preis will die im Jahr 2011 gegründete Stiftung helfen, die bereits von der UNO festgeschriebenen sozialen Rechte bei uns und weltweit durchzusetzen - wie die auf soziale Sicherheit und Wohnung, Arbeit, Gleichberechtigung, Bildung und Freiheit des Kulturlebens.

2019 Menschenrechtspreis Foto Werner Franke03Im gut gefüllten Festsaal eröffnete das Vorstandsmitglied Eberhard Schutz die Veranstaltung. Nach seinen einleitenden Worten ergriff der Schirmherr, der Bezirksbürgermeister von Charlottenburg, Reinhard Naumann das Wort. Er bekundete und unterstrich die Wichtigkeit bezahlbaren Wohnraumes.
Nach musikalischer Untermalung durch das „Trio Radio Django“ aus Berlin (Swing) führte Vera Vordenbäumen durch das Programm. Sie leitete zu einem weiteren Grußwort der UNO Sonderberichterstatterin Leilani Farha per Video über. Frau Fahra forderte einen Paradigmenwechsel. Sie betont in ihren Ausführungen das weltweit die Voraussetzung für alle Menschen bezahlbarer Wohnraum zu schaffen ist. Sie wünschte der Veranstaltung einen guten Verlauf.

Nach dem nächsten Musiktitel der an den legendären Swinger Django Reinhardt erinnerte referierte der Stadtsoziologe Dr. Andrej Holm von der Humboldt Universität über das Thema „Soziales Menschenrecht auf Wohnen“ .In seinen spannenden Ausführungen lag die Betonung im vergangenen Jahrhundert mit der Errichtung von Genossenschaften im Bauwesen. Bauunternehmungen die in die Genossenschaft eingebunden waren erstellten Wohnraum zu günstigen Bedingungen. Mittlerweile beherrschen Bauspekulanten den Wohnungsmarkt. Wohnraum ist selbst für mittlere Einkommen nahezu unerschwinglich.

2019 Menschenrechtspreis Foto Werner Franke04Nach einem weiteren Musikstück leitet die Moderatorin zur Preisverleihung über. In ihrer Laudatio zählte Eveline Lämmer vom Landessenior*Innen Beirat die Aktivitäten des Preisträgers Robert Trettin (Mitglied des Armutsnetzwerkes) auf. Er ist stellvertretender Sprecher der Nationalen Armutskonferenz hat Hartz IV-Bezieher beraten. Auch hat den Verein Concept Social gegründet. Robert Trettin hat sich immer für die Belange der sozial benachteiligten Menschen eingesetzt. Er bedankte sich für diese Auszeichnung und betonte in seiner Dankesrede das dieser Preis für ihn Motivation ist um sich weiterhin für die Belange sozial benachteiligter Menschen ist.

Nihat Sorgec vom Bildungswerk Kreuzberg übernahm die Laudatio für einen weiteren Preisträger den“ Bizim Kiez“. Unter dem Slogan „Wir sind Kiez“ haben sich die Aktiven vernetzt, um füreinander einzustehen. “ Der Spekulation den Boden abgraben “ das ist ihr Motiv eine nicht gewinnorientierte Stiftung zu gründen. Der Bizim Kiez entstand 2015 von solidarischen Nachbarn aus Protest gegen die Kündigung des familiengeführten Obst-und Gemüseladens “Biim Bakkal“. Im Kreuzberger Wrangel-Kiez. Seither setzen sie sich als Nachbarschaftsinitiative gegen Verdrängung und für die Erhaltung lebendiger Kieze ein. Ihr Sprecher bedankte sich im Namen seiner Mitstreiter*innen ebenfalls für den Preis.

Das Radio Django Trio beschloss mit einem weiteren jazzigen Titel allerdings nicht ohne Zugabe den offiziellen Teil. Die Veranstalter luden die Gäste zu einem Fingerfood ein, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Bei kleinen Leckereien fand ein reger Austausch im Foyer des Festsaales statt.

2019 Menschenrechtspreis Foto Werner Franke01Teilnehmende der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen: Michael, Stefan, Jürgen, Diethild, Roderich und Werner. Vom befreundeten Verein „Unterdruck – Kultur von der Straße“ nahm unter anderen Jan Markowski teil. Am Eingang des Rathauses fand vor der 18:00 h eine Aktion zum Thema „Wohnen“ statt. (siehe Fotos)

Bericht & Fotos: Werner (Berlin)

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